Haff-Verlag

Texte zum historischen Handwerk in Mecklenburg-                                              Vorpommern


Hufschmied

Hufschmied


Der Hufschmied zählt in der Handwerksgeschichte zu den Grobschmieden, die eben alle sehr grobe Produkte herstellten. Das Standeszeichen des Hufschmieds bzw. des Pferdeschmieds ist der Hammer, Werkzeug und Bedeutungsträger zugleich. Hufschmiede besaßen mehrere heilige Schutzpatrone, der wichtigste Patron war der hl. Eligius (1. Dezember).

 Zu Zeiten als noch keine motorisierten Fahrzeuge und Maschinen die Arbeit der Reit-, Last- und Zugtiere verrichteten, war der Hufschmied auch in einer großen Stadt wie Rostock, und nicht nur auf dem Lande, ein viel beschäftigter Mann. Die Ackerbürger hielten selbst Pferde und viele Fuhrunternehmen zählte die Handelsstadt. Der erste nachweisbare Rostocker Hufschmied (hofslagere) ist in einem Stadtbuch des Jahres 1259 verzeichnet, für das Jahr 1800 weist der Mecklenburg-Schwerinsche Staatskalender 30 Hufschmiede und für 1850 46 Pferdeschmiede (allerdings zusammen mit Schlossern) für Rostock nach.

 Das Arbeitsgebiet des Hufschmieds umfasste wesentlich den Hufbeschlag von Pferden und die Produktion eiserner Radreifen für den Wagenbau, mitunter auch die Herstellung und Ausbesserung von Zimmeräxten, Beilen, Sensen, Sichel usw. Selbstredend stellte der Hufschmied die zum Hufbeschlag benötigten Nägel selbst her. Zu seinen besonderen Arbeitsgeräten zählten Hufmesser, Hufklinge, Hufraspel, Zange und Hufhammer. Wie schon betont, das schon seit Hunderten von Jahren. Das Hufeisen, welches wahrscheinlich im 9. Jahrhundert entdeckt wurde, wurde für den Transport fast ebenso bedeutungsvoll wie Rad und Wagen. Das Hufeisen war praktisch der Schuh für das Pferd.

 Der Hufbeschlag betraf das Umlegen von Hufeisen, d. h. das Hufeisen wurde abgenommen, der Huf abgefeilt und das alte Eisen wieder angelegt oder das Neuanlegen von Hufeisen.

 Vor der Industrialisierung wurden die Hufeisen vom Schmied noch selbst gefertigt, insbesondere nutzte er die Winterzeit, um sich einen Vorrat anzuschaffen. Er brauchte verschiedene Größen, denn auch Pferde haben unterschiedliche Füße. Das Rohmaterial Eisen bezog er meist über die Eisenkrämer in Stangen verschiedener Stärke (Schabloniereisen, Krauseisen). Als Brennstoff zum Schmieden diente bis zur Industrialisierung Holzkohle, die Steinkohle kam nur in einigen teilen West- und Nordwestdeutschlands zur Anwendung. Heute ist die Zeit, da der Schmied sein Hufeisen von Grund auf selbst zu schlagen hatte, vorbei. Mittlerweilen wird mit Rohlingen gearbeitet, die bereits die typische U-Form besitzen und deren Schenkel schon Nagelfalz und Nagellöcher aufweisen.

 Das Beschlagen des Pferdes erforderte Kraft und Geschicklichkeit. Zuerst mussten die alten Hufnägel über dem Horn außen aufgebogen, mit dem kleinen Hufhammer zurückgeschlagen und mit der Abreißzange herausgezogen werden, um dann mit der gleichen Zange das Eisen abnehmen zu können. Dann wurde der freigelegte Huf mit Messern und Raspeln wieder in Form gebracht, von Teilen des inneren Hufs wurde Fäulnis entfernt. So ein Huf wächst regelmäßig nach wie beim Menschen die Fingernägel. Nun kam das geschmiedete Hufeisen drauf und das musste passen. Zwischen Huf und Eisen durfte nicht viel Luft sein, damit eindringende Steinchen den Huf nicht beschädigen. Nachdem Einschlagen der Hufnägel wurden die hervorragenden Spitzen abgekniffen und noch zu sehende Reste leicht angekrempt gegen das Horn geschlagen. Um Verletzungen durch Kanten zu vermeiden, erfolgte ein Feinschliff des Eisens, zum Schluss ging es ans Einfetten.

 Die Prozedur dauerte für das Tier nicht länger als 30 Minuten, sie war aber für den Hufschmied eine harte Arbeit. Vielfach wurde der Schmied durch den ständigen Umgang mit den Pferden zum Tierkundigen. Sein Rat zur Tierhaltung, Pflege und bei Krankheiten war gefragt. Ein guter Hufschmied konnte bei Problemen wie Hufrehe, Hufrollenentzündung, Hornspalten etc. helfen; er konnte die Hufen korrigieren, damit sie steiler oder flacher wurden. Regelmäßige Hufpflege garantierte das Wohlbefinden und die Gesundheit der Tiere. Etwa alle zwei Monate brauchten die Pferde ihre Pediküre und Beschlagung.

 Damit der Hufschmied seine Profession erfüllen konnte, brauchte er Bildung.

 Schon in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Pferdekraft durch leistungsfähigere Motorkraft ersetzt und in den Jahren nach 1945 fast vollends. Der Hufschmied verlor damit weitgehend sein Arbeitsfeld. Heute ist Mecklenburg-Vorpommern wieder ein Pferdeland, was sich herumgesprochen hat. Doch der Hufschmied ist selten und kann nie mehr so arbeiten wie früher. Die Schmiede fährt heute im Mobil zu den Pferden und muss mitunter weite Wege zurücklegen.
 Autorin: Hannelore Kuna
 

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