Haff-Verlag

Texte zum historischen Handwerk in Mecklenburg-                                              Vorpommern


Maschinenbauer

Maschinenbauer


Maschinen waren von je her Erfindungen des Menschen zur Erleichterung der körperlichen Arbeit. Seit den ältesten Zeiten wandte der Mensch im Zusammenwirken von Hebeln, Stangen, Ketten, Seilen, Wellen oder Zahnrädern ein gewisses Maß an technischen Hilfsmitteln an. Die Arbeits- und Hilfsmittel zielten über die Jahrhunderte auf mechanische Einwirkungen ab, heute stehen auch der Informationsfluss und die Automatisierung im Vordergrund.
 Erst Anfang des 19. Jahrhunderts entstand innerhalb des Handwerks der Beruf des Maschinenbauers, obgleich diese Bezeichnung noch nicht verwendet wurde. Ein früher moderner Maschinenbauer in Rostock war gewissermaßen ein Schmied Namens Haak. 1805 verbesserte er die in England erfundene Häckselschneidemaschine technisch mit einem drehenden Rad. Das brachte ihm große Anerkennung unter den deutschen Landwirten ein, denn die Arbeit verlief nun leichter und schneller. So entwickelten sich in Rostock und in anderen Städten Mecklenburgs aus einem Erfindergeist oder wie immer man das bezeichnen will, die „Mechaniker“ und Maschinisten, zusätzlich zum bisherigen Instrumentenmacher, den „Mechanikus“.

 Bis etwa Mitte der 30ger Jahre hieß es, der Mechaniker konstruiert und baut die Maschine und der Maschinist bedient, wartet und repariert die Gerätschaften. Ebenso sprach man auf theoretischem Gebiet von einer Maschinenbaukunst, die sich als Teil der allgemeinen Baukunst verstand.
 Für Mecklenburg trat die Bezeichnung Maschinenbauer erstmal 1836 auf. In einer Wirtschaftsstatistik werden drei Maschinenbauer in Mecklenburg, nämlich zu Malchow, Waren und Klein Wehnendorf (12 Beschäftigte) angegeben.
Das damalige Gut Klein Wehnendorf, heute Gemeinde Sanitz, wurde 1829 von Ernst Alban (1791-1856) erworben. Alban war ein großer Initiator und Förderer des mecklenburgischen Maschinenbaus, der dort die erste Maschinenbauanstalt im Land errichtete. Hier konstruierte er vor allem Landmaschinen, aber auch Dampfmaschinen und ließ sie von geschickten Handwerkern bauen. Anfangs musste er für seine Maschinen wegen mangelnder Eisen- und Stahlproduktion im Land auf andere Materialien ausweichen. Der Unterbau seiner Dampfmaschinen und anderer großer Apparate bestand aus Holz, den der Tischler anfertigte. Die Hochdruckkessel wurden von einem Rostocker Kupferschmied hergestellt, von solch einem Handwerksmann, der nach Albans Meinung in ganz England nicht mehr zu finden war. Die Eisenschmiede hatten wohl in Albans Werkstätten den ganzen Tag viel Arbeit zu leisten. Bei den landwirtschaftlichen Maschinen wurden zunächst von Alban alte technische Anwendungen verbessert, zum Beispiel die Göpelwerke, welche von Pferden bewegte Mahlwerke in Gang setzten und betrieben.
Für das Schneiden von landwirtschaftlichen Produkten konstruierte er eine Handschneidelade (Häckselmaschine) mit 3-4 Messern auf einer rotierenden Trommelscheibe, die vom mecklenburgischen Ackerbürger und Bauern über Jahrzehnte ein unersetzliches Arbeitsgerät war, auch weil sie jeder Schmied reparieren konnte. Mit der sogenannten „Alban’schen Säemaschine und mit der Alban’schen Drillmaschine“ wurde der mecklenburgische Landmaschinenbau in fast allen deutschen Ländern bekannt. 1838 erfand Alban dazu die breitwürfige Sähmaschine (6 Ellen breit), für die er eine „Goldene Medaille des Mecklenburgischen Patriotischen Vereins“ erhielt und die er erfolgreich auch ins Ausland verkaufen konnte.
 Maschinenbau bei Alban war in dieser Zeit eine nach seiner Konstruktion angeleitete Handwerksarbeit und noch keine fabrikmäßige Herstellung. Gegen die Beschäftigung von Handwerkern auf seinem Gut protestierten aber die Rostocker Handwerksämter und auch die Zünfte anderer Städte. Da in Mecklenburg das Handwerk auf dem Lande durch die Gesetzeslage stark eingeschränkt war, hätte Alban gegen das geltende Recht verstoßen, so lautete der Vorwurf. Doch Alban war mit seinen Ideen und seinem Tatendrang keineswegs aufzuhalten, wohl auch weil er die Zeichen des industriellen Zeitalters erkannt hatte.
Nach einer kurzen Zeit als Teilhaber der Güstrower Eisengießerei und Maschinenbauanstalt Andersen begann Alban 1840 mit dem Aufbau einer eigenen Fabrik in Plau.
  Was Alban einst als Materialproblem noch beklagte, fehlendes Eisen, konnte in der Hafenstadt Rostock um 1830 zwar nicht gänzlich behoben, aber doch wesentlich verbessert werden. Der Rostocker Kaufmann Haak errichtete hier eine Eisengießerei, die 1832 vom mecklenburgischen Staat durch Steuer- und Zollfreiheit gefördert wurde.
 Ein weiterer wichtiger Schritt des Maschinenbaus entfaltete sich über den Schiffbau durch den Mechaniker Johann Heinrich A. Tischbein (1803-1881). Er hatte 1850 zusammen mit dem Holzschiffsbaumeister Zeltz die „Schiffswerft und Maschinenfabrik von Wilhelm Zeltz und Albrecht Tischbein“ gegründet. Zeltz trennte sich allerdings schon kurzer Zeit wieder von dem Unternehmen. Ende November 1850 erfolgte die Probefahrt für das erste in Rostock erbaute eiserne Dampfschiff „Erbgroßherzog Friedrich Franz“ (Stapellauf 9. September 1850). Die Dampfmaschine wurde nach einer Zeichnung von Tischbein in der Maschinenbauanstalt Egersdorf in Linden bei Hannover hergestellt. Am 14. Dezember 1850 lief das zweite eiserne Schraubendampfschiff „Großfürst Constantin“ vom Stapel.

 1852 sollte mit beiden Dampfern die Schiffsverbindung Rostock-Petersburg eröffnet werden. Gebaut wurde hier am Wasser noch auf einem fast offenen Schiffsbauplatz, erst um 1853 begann man Hallen und Fabrikgebäude zu errichten. 1857 wurde ein Schraubendampfer mit einer Länge von 220 Fuß und einer Breite von 28,5 Fuß und eine Tragfähigkeit von 300 Hamburger Last für eine Hamburger Rederei erbaut. Die Schiffsmaschine mit 128 PS kam von Bergmann-Borsig Berlin. Zwei weitere Eisenkolosse befanden sich noch im Bau.

  Insgesamt konnte aber der Eisenschiffbau allein die Existenz des Unternehmens nicht sichern. Darum bemühte man sich zunehmend um technischen Einfluss im Landmaschinenbau. Das wiederum wurde schwierig, da mit der Rostocker Maschinenfabrik von J. C. Haak & Sohn (ehemalige Eisengießerei), Inhaber Julius Kühl, eine starke Konkurrenz vor der Haustür bereits aufgebaut war. Auf der Landesgewerbeausstellung in Schwerin 1861 erhielten Haak & Sohn eine silberne Medaille für ihre Grasmähmaschine. Anerkennung fanden auch ein schmiedeeiserner Pflugschlitten zum Transport der Pflüge, ein Wendepflug mit Holzgestell und gusseisernem Körper und ein ein- und vierpferdiger Göpel.
1863 stellte die Firma A. Tischbein auf der internationalen Landwirtschaftsausstellung in Hamburg zwei Lokomobile von 6-8 Pferdekraft und eine Dreschmaschine aus. Um 1868 war der Maschinenbauer Tischbein am Bau eines großen Kornspeichers in Rostock beteiligt, der über eine Maschinenanlage mit modernem Dampfbetrieb ausgestattet wurde. Mit der neuen Maschinenanlage konnte das Füllen der Speicherräume mit neuem Erntekorn und später das Durchrütteln des Getreides zur Trocknung mit nur 2 Arbeitskräften bewältigt werden, die vor dem Speichergebäude die Dampfmaschine heizten und regulierten. Trotz Erweiterung der Arbeitsfelder musste Tischbein 1872 an ein Bankenkonsortium verkaufen.
 In der See- und Hafenstadt Rostock fand im Jahr 1864 erstmals eine Maschinen-Ausstellung statt. Die Anmeldungen bezogen sich auf 8 Dampfdreschmaschinen, 18 Göpeldreschmaschinen, 20 Häckselmaschinen, 10 Sähmaschinen, 9 Buttermühlen, 6 Schrotmühlen, 4 große eiserne Walzen, 26 Kornreinigungsmaschinen, 4 Waschapparate, 1 Dampfsäge, 20 Ölkuchenbrecher, Teigknete- und Mussmaschinen für die Bäckereien und viele andere praktisch notwendige Ackergeräte und Arbeitsmaschinen. Die Messe war die bedeutendste Ausstellung von Maschinen, die bis dahin zu Rostock organisiert wurde und der Beruf des Maschinenbauers begann sich in der Arbeitswelt auszuweiten.
 


Autorin: Hannelore Kuna


Woher kamen Eisen und Stahl?
 

268 Zollzentner Stahl aus England, 816 Zollzentner geschmiedetes Eisen aus Schweden und 24 Zollzentner aus Dänemark wurden 1852 nach Mecklenburg über den Hafen Rostock eingeführt. Der tatsächliche Import von englischem Stahl war sicher noch weit höher, da Lübeck als Zwischenlager für englisches Eisen galt und von dort aus die Eisenhalbfabrikate durch Lübecker Händler in das Mecklenburger Land gelangten. Doch blieb das Königreich Schweden für Rostock und Mecklenburg der größte Stahllieferant.

  Schon traditionell importierte Schweden über Rostock Getreide, Malz und Branntwein und exportierte dafür Eisen, Kalk und Heringe. Im Sommer 1559 lief ein Schiff von 30 Lasten mit Eisen von Stockholm nach Rostock aus. Ein weiteres Schiff von 18 Lasten startete von Westerwik in See, beladen mit Talk, Häuten und Brettern. 1560 lief wieder ein mit Eisen beladenes Schiff nach Rostock aus. Und noch im Jahr 1785 liefen vier schwedische Schiffe beladen mit Eisen und Brettern, 19 Schiffe mit Kalk und ein Schiff mit Heringen die mecklenburgische Seestadt an.
  Eisen und Stahl waren begehrte Rohmaterialien, das Rostocker Handwerk verarbeitete regelmäßig diese Werkstoffe und mit den entstehenden Fabriken wurde Stahl in größeren Mengen gebraucht. Die Rostocker Böttcher benötigten dünn geschlagenes Bandeisen für die Fassreifen. Krauseisen bzw. Zaineisen benutzte die heimischen Nagelschmiede. Für die Grobschmiede und Schlosser kam Stangeneisen in runden und viereckigen Formen in verschiedenen Stärken infrage. 
 Das schwedische Eisenexportierten hauptsächlich die Eisenwerke zu Dannemora in der Provinz Uppsala (historisch Uppland), das von der Stadt Öregrund verschifft wurde und folglich Öregrundeisen hieß. Zu Mitte des 19. Jahrhunderts erhöhte sich der Bedarf an Eisen und Stahl durch die entstandenen Maschinenfabriken insbesondere für landwirtschaftliche Geräte, Dampfmaschinen und Eisenschiffe.

 

Autorin: Hannelore Kuna

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