Haff-Verlag

Texte zum historischen Handwerk in Mecklenburg-                                              Vorpommern


Schwertfeger

Schwertfeger - Ein scharfes Schwert fegen


 Diejenigen, die Eisen blitzblank fegten, waren die Schwertfeger, die im Mittelalter aus dem Schmiedehandwerk entstanden. Roh geschmiedeter Stahl wurde in besonderen Arbeitsgängen, die sehr zeitaufwändig waren, zu einem Schwert verfertigt.

 Ein Schwert war Kampfmittel und Sinnbild weltlicher und geistlicher Gewalt. Gesetz und Ordnung wurde nicht selten mit dem Faustrecht durchgesetzt, sich selbst und die Familie zu schützen und zu verteidigen war Gang und Gebe. Bis Anfang 20. Jahrhundert verteidigten Männer zu jeder Zeit im Waffenkampf ihre Mannes-Ehre, wie immer sie auch definiert sein mochte! An dieser Stelle sei nur darauf hingewiesen, dass Frauen eine nicht unwesentliche Rolle dabei spielten.

 In früheren Zeiten verband sich mit dem Schwert auch eine symbolische Bedeutung: bei der Eidesleistung, Belehnung, Rechtsprechung und Hinrichtung (Schwertrecht = Gerichtsbarkeit auf Todesurteile), mitunter auch bei der Eheschließung. In einem alten Rechtssprichwort hieß es: Wo kein Schwert vorhanden ist, da erbt die Spindel. Fehlten männliche Erben, so traten die weiblichen an ihre Stelle in der Erbfolge. Das Schwert hatte in den frühen Zeiten eine besondere Rolle, demzufolge verwendete man für seine Herstellung sehr viel Sorgfalt und Aufwand. 

 Der Schwertfeger stellte hauptsächlich Blankwaffen her, in einigen Regionen hieß der Berufsstand später hin Langmesserschmiede oder auch Degenschmiede, das wiederum bezog sich bereits auf spezielle Waffenschmieden. Ebenso verhält es sich mit dem Wort „feger, fegen“ im Berufstitel, es bezieht sich auf den Arbeitsvorgang des Schleifens, Glättens und Polierens vom geschmiedeten Stahl zur scharfen Klinge. Aus dem Lateinischen ist für den Hersteller wie Benutzer des Schwerts die Bezeichnung „gladiator“ bekannt, was ursprünglich Kopffechter im alten Rom bedeutete, im Mittelniederdeutschen liest man vom alten „svertveghere“. Treffender Weise hieß der erste nachweisbare Rostocker Schwertfeger (1260) auch bertrammus gladiator.

 Außer Schlacht- und Richtschwertern stellten die Handwerker hauptsächlich Degen, Säbel, Dolche, Pallasche, Jagdmesser, Hirschfänger und deren Utensilien her. Bis etwa 1550 beschäftigte sich die Berufsgruppe auch mit dem verfertigen von Messern, woraus sich wiederum das Handwerk der Messerschmiede entwickelte, sodass die Schwertfeger ihre handwerklichen Fähigkeiten für die Waffenproduktion weiter spezialisierten.

 Wie die meisten frühen Handwerke organisierten sich die Rostocker Schwertfeger etwa um 1400 in einem Handwerksamt (Zunft), zuvor waren Schwertfeger vermutlich dem Schmiedeamt zugeordnet. Der Rostocker Rat legten ihnen zur Verteidigung der Stadt entsprechende Pflichten auf, nach dem Liber arbitriorum, dem roten Stadtbuch von 1400, hatten sie wie das Amt der Goldschmiede drei Bewaffnete zu stellen; im Vergleich zu anderen Gewerken (Bäcker mit 30 Bewaffneten) ergibt dies wohl eine geringe Anzahl. Allerdings sollten sie auch die Schwerter fertigstellen und nicht nur tragen.

 Nach dem Bedarf an Waffen dieser Zeit zu schließen, war für Schwertfeger stets Arbeit vorhanden. Mit der Gründung ihrer Stadt musste auch die Rostocker Bürgerwehr mit verschiedenartigen Waffen (Schwertern, Lanzen, Armbrüsten) ausgerüstet werden, um ihre Wachpflichten zur Sicherung von Ordnung und Ruhe auszuführen. Bei Einfall fremder Truppen sollte die Stadt gegen äußere Angriffe wirkungsvoll verteidigt werden. Dagegen war das Waffentragen in privaten Angelegenheiten den Einwohnern schon im 13. Jahrhundert verboten worden.

 In den folgenden Jahrhunderten waren die Erzeugnisse der Schwertfeger zahlreichen technischen Wandlungen unterworfen. Die großen Kampfschwerter des frühen Mittelalters waren lang und gewaltig, sie mussten über die Schulter getragen werden und im Kampf mit beiden Händen eingesetzt werden. Die späteren Ritterschwerte des höheren und niederen Adels und der Herzöge, erwiesen sich schon handhabbarer, sie hatten wohl weniger Gewicht und wurden im Gürtel getragen. Dennoch hing die Waffe dem Manne oftmals bis an den Boden, ausgenommen, er ritt zu Pferde.

 Mit leichteren Waffen, die dennoch nicht weniger gefährlich waren, gab es neuere Kampfarten in denen sich die Männer übten. Im 16. Jahrhundert entstand der leichtere Degen, mit schmaler und elastischer Klinge und elegant in der Form. Ein Degen besteht neben der Klinge aus Griff, Bügel, Strichblatt und Parierstange (beide Teile zum eigenen Schutz) aus Messing oder Stahl; bei guten Degen wurde der Griff vergoldet oder versilbert oder mit Leder bezogen und mit prachtvollen Verzierungen veredelt, Verzierungen und Markenzeichen erhielten auch die Klinge.

 Im 18. Jahrhundert dann zierte ein „leichter“ Degen die Modewelt der Herren, ohne einen sogenannten „Galanterie-Degen oder Kavaliers-Degen“ lief nichts bei den jungen Adligen, den halbwüchsigen Studenten und im Ansehen bei den Damen bei Hof.

 Eine Vereinbarung der Schmiedeämter von Lübeck, Hamburg, Rostock, Stralsund, Wismar und Lüneburg bezüglich der Behandlung ihrer Gesellen fand 1494 in Lübeck statt und erlangte ebenso für die Schwertfeger an Bedeutung. 1655 fassten die Alterleute und Meister der Schwertfegerämter der dieser sechs wendischen Städte Ordnung und Beschluss, um die zukünftige Arbeit zu regeln.

 Die Lehrzeit der Schwertfeger betrug in der Regel vier Jahre. Bei Aufnahme in die Lehre mussten die Eltern des Lehrjungen entsprechend Geld in die Lade einzahlen, das später den Armen im Gewerk zugutekam. Wandertermine, zu denen die Schwertfegergesellen das Arbeitsverhältnis aufgeben konnten, um ihrer Fertigkeiten willen auszuwandern, waren Ostern und Michaelis. Da nutzten die Meister auf Grund der Gesindeordnungen die Möglichkeit sich Knechte zu Mieten, sodass der Verlust eines Gesellen nicht so groß war.

 Für den Erwerb der Meisterschaft mussten die Gesellen gediegene Meisterstücke anfertigen. Häufig wurde nach einer mittelniederdeutschen Amtsrolle ein „rapyer“, das ist ein Stoßdegen, ein „prügerntt“ das war ein Behältnis wie: Tasche, Beutel, hier Korb und ein „Krütz“, das ist ein Kreuz-Griff, Knaub mit vielen Ecken, Kanten und Bändern als Verzierungen an den Enden verlangt.

 Bewertet wurde wie zu allen Zeiten die Fertigkeiten: eine gute Schwertklinge musste eine glatte Oberfläche, scharfe Schneide und eine gute Form haben. 


Autorin: Hannelore Kuna

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